»Diese Vergangenheit nicht zu kennen heißt, sich selbst nicht zu kennen«, so heißt das neue Buch von Ernst Piper. Heute jährt sich der Beginn der Wannseekonferenz zum 80. Mal, die die Organisation des systematischen Genozids der jüdischen Bevölkerung vorbereitet hat. Sie ist damit eine der zentralen Bezugspunkte der deutschen Erinnerungspolitik.
Die Wannseekonferenz ist nicht nur deshalb so bedeutend, weil sie den ganzen Horror des deutschen Vernichtungswahns aufzeigt, sondern auch weil in ihr die ganze bürokratische Kühle aufgehoben ist, mit der das nationalsozialistische Regime den Holocaust vorangetrieben hat. Am 20. Januar 1942 kamen hochrangige NS-Würdenträger zusammen, um am Wannsee darüber zu beraten, wie die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung zu organisieren sei. Wer das 20. Jahrhundert kennen und verstehen möchte, muss unter anderem auf dieses Ereignis schauen. Ernst Piper beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit Deutschland im 20. Jahrhundert, als »Zeitalter der Extreme«. In seinem neuen Buch, das bei uns im März erscheint, sind nun Texte versammelt, die genau dies tun, wozu er im Titel auffordert: Sie erkunden die deutsche Vergangenheit und untersuchen, wie wir uns an sie erinnern. Piper erinnert unter anderem an Joseph Wulf, der im Nachkriegsdeutschland unter anderem für die Einrichtung einer Gedenkstätte in der Villa am Wannsee kämpfte.