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Liebe Freundinnen und Freunde
des Ch. Links Verlages,
ohne Zweifel gehört das Jahr 2016 zu den turbulentesten unserer nunmehr 27-jährigen Verlagsgeschichte. Es begann verheißungsvoll, wurde dann mittelschwer dramatisch und endet politisch beängstigend.
Zunächst erreichte uns die frohe Botschaft, dass uns der Kurt-Wolff-Preis für unser bisheriges »Lebenswerk« als unabhängiger Verlag zuerkannt wurde, was im März auf der Leipziger Buchmesse mit der Übergabe eines Schecks über 26.000 Euro aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verbunden war. Doch die Freude währte nicht lange. Kurz darauf folgte ein Urteil des Bundesgerichthofes, wonach Verlage an den Ausschüttungen der VG Wort und der VG Bild Kunst, die traditionell für die Kopien und Ausleihen der Bücher an Autoren und Fotografen sowie Verlage aufgeteilt wurden, nicht mehr beteiligt werden sollen. Unsere Arbeit bei der Konzeption von Büchern, bei der Bearbeitung der Texte, bei der Beschaffung von Abbildungen und Karten, bei der Erstellung von Registern und Zeittafeln, bei der Produktion der Bücher insgesamt soll fortan nichts mehr wert sein. Und nicht nur das. Die zwischen 2012 und 2014 unter Vorbehalt bereits an uns überwiesenen Gelder müssen zurückgezahlt werden, und zwar binnen vier Wochen, wie man uns zur Frankfurter Buchmesse im Oktober mitteilte. Bei uns beläuft sich das auf 51.000 Euro. Damit ist nicht nur der schöne Preis dahin, sondern alles, was wir in diesem Jahr bereits verdient haben. In diesem Jahr wird es kein Weihnachtsgeld geben, im nächsten Jahr weniger Titel und kleinere Messestände. Ein einzelner Autor hat mit Klagen über drei Instanzen das gesamte Gefüge des seit 1958 funktionierenden Ausgleichs zwischen Autoren und Verlagen zu Fall gebracht, und die Politik hat keine Möglichkeit gesehen, dem gesetzgeberisch zu begegnen, obwohl immer wieder beteuert wurde, dass man am Erhalt der bewährten Strukturen interessiert sei. Wir Verlage sind am Ende schlicht verladen worden.
Aber nicht nur die deutsche Politik hat uns 2016 aufgeschreckt. Der Siegeszug der Populisten und Autokraten – von Putin und Erdogan über Orban und Kaczynski bis hin zu Johnson und Trump – hat dazu geführt, dass man inzwischen vom »postfaktischen Zeitalter« spricht. Mehr als überprüfbare Fakten zählen inzwischen abenteuerliche Behauptungen und steile Thesen, auch wenn sie nachweislich nicht stimmen. Selbst abstruse Verschwörungstheorien gewinnen massenhaft Anhänger.