Im März beginnt nicht nur der Frühling, sondern er läutet auch meist die wichtige Büchersaison ein. Auch für uns bedeutet das Hochbetrieb. Hier ein kurzer Überblick über unsere Märztitel:
Der Ukraine-Krieg überlagert gerade alles und die Weltöffentlichkeit richtet zu Recht ihren Fokus darauf. Doch immer noch hat uns eine globale Pandemie im Griff. Gerade dieser Tage steigen die Zahlen wieder rapide. Was Covid-19 mit unserer Gesundheit und dem Gesundheitssystem macht, können wir jeden Tag beobachten. Die gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind subtiler. Seit dem Beginn der Krise haben immer Stimmen gewarnt, dass Corona auch eine soziale Schieflage erzeugen wird und gesellschaftliche Dynamiken umkehrt, das Wort der Retraditionalisierung geht um. Sabine Rennefanz, Kolumnistin für SPIEGEL Online und den Tagesspiegel, nimmt diese Argumente in ihrer Streitschrift »Frauen und Kinder zuletzt« auf und schreibt gegen die gesellschaftliche Erstarrung an. In einem – auch immer wieder persönlichen – Text deckt sie auf, was die Pandemie mit Frauenrollen und Familiendynamiken macht.
Für unseren Newsletter haben wir ein Interview mit Sabine Rennefanz geführt.
Daneben stehen zwei Bücher mit historischem Blick. Wolfgang Templin, Bürgerrechtler und ehemaliger Leiter des Warschauer Auslandsbüros der Heinrich-Böll-Stiftung, legt mit »Revolutionär und Staatsgründer« die erste populäre Biographie des polnischen Nationalhelden Jósef Pilsudski vor und stellt ihn in all seiner Widersprüchlichkeit dar: vom Revolutionär bis zum autoritär regierenden Staatschef. Pilsudskis Biographie ist die Biographie eines Polens, das immer wieder um seine eigene Freiheit kämpfen muss, ohne sie uneingeschränkt im eigenen Land zu verwirklichen. Mit seiner Präsenz im heutigen Nationalmythos ist Pilsudski damit ein Schlüssel zum Verständnis polnischer Identitätsbildung.
Und schließlich veröffentlichen wir den Essayband »Diese Vergangenheit nicht zu kennen heißt, sich selbst nicht zu kennen« des Historikers und ehemaligen Verlegers Ernst Piper. Seine Texte nachvollziehen die langen Linien der deutschen Geschichte, fragen sich, warum totalitäre Ideologien in Deutschland diese Karriere machen konnten und wie ein Erinnern an das dunkle deutsche 20. Jahrhundert aussehen kann. Der Bogen reicht von Paul de Lagarde über Ernst Jünger, Oswald Spengler und Alfred Rosenberg bis hin zu wissenschaftlichen Kontroversen wie dem Historikerstreit und Fragen der Erinnerungskultur, wie sie sich in Deutschland seit 1945 entwickelt hat.
Wir wünschen Ihnen anregende Lektüren!