Dieses Jahr war in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Jahr. Für unsere Verlagsarbeit ist dieser Satz wohl für keinen Bereich zutreffender als für den der Veranstaltungen. Lesungen und Diskussionsrunden wurden durch die berechtigten Pandemie-Verordnungen ihrem Wesenskern beraubt: der Präsenz des Publikums. Schnell war klar, dass die Verlagsbranche nicht komplett auf Veranstaltungen verzichten wollte und so wurden digitale Alternativformate entwickelt, die über die Zeit immer reibungsloser funktionierten. Während wir das Publikum zwar weiterhin schmerzlich auf unseren Veranstaltungen vermissen, haben die Online-Präsentationen einen Vorteil: Sie bleiben erhalten und können auch noch nachträglich angeschaut, geteilt und weiterverbreitet werden. Daher möchten wir Sie hier auf einige unserer Veranstaltungshighlights aufmerksam machen:
Eine Veranstaltungen, auf die wir uns alle gefreut haben, war die Buchpremiere zu Gustav Horns »Gegensteuern. Für eine neue Wirtschaftspolitik gegen Rechts«. Als Moderatorin konnten wir die Wirtschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld gewinnen, als Gesprächspartner den SPD-Parteivorsitzenden Norbert Walter-Borjans. Es versprach also eine spannende Diskussion im Roten Salon der Volksbühne zu werden. Umso glücklicher sind wir, dass wir die Runde zumindest digital realisieren konnten. Auf der Homepage der Volksbühne kann man sie sich nun anschauen:
Am 14. November jährte sich die Räumung der Mainzer Straße in Ost-Berlin zum 30. Mal. Das Ereignis war nicht nur zentral in der Geschichte der Hausbesetzerszene, sondern war auch eine der ersten Bruchstellen einer Hoffnung auf schnelles Zusammenwachsen der beiden Stadthälften. Wir haben dazu das Buch »Traum und Trauma« veröffentlicht, herausgegeben u.a. von Historikerinnen und Historikern des ZZF. Ohne Pandemie hätte es eine ganze Reihe von Veranstaltungen an verschiedensten Orten gegeben, die sich mit der Mainzer Straße auseinandergesetzt hätten. Trotzdem konnten wir zusammen mit dem ZZF eine spannende Online-Veranstaltungen organisieren, an der Renate Künast, damals Fraktionsvorsitzende der Alternativen Liste in Berlin, und der ehemalige Hausbesetzer Gerald Dettling über die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße teilnahmen:
Ein weiterer wichtiger Jahrestag in diesem Jahr war der 100. Geburtstag des Dichters Paul Celan. Zu diesem Anlass widmet sich die fünfte Ausgabe des Freipasses »Paul Celan – Streitkultur – Deutsche Einheit« u.a. der Freundschaft zwischen Günter Grass und Celan. Im Literaturforum im Brecht-Haus kamen unter Moderation von Dieter Stolz Monika Rinck, Helmut Böttiger und Thomas Sparr zusammen und sprachen über »Ästhetik und politische Dimension der Dichtung Paul Celans«:
Die stärkere Gewöhnung an Online-Veranstaltung hatte wiederum zum Vorteil, dass wir auch Veranstaltungen mit unserer in den USA lebenden Autorin und Rechtswissenschaftlerin Inga Markovits durchführen konnten. Im Gespräch mit Christian Booß diskutierte sie über ihr Buch »Diener zweier Herren. DDR-Juristen zwischen Recht und Macht« und die Verortung der DDR zwischen Rechts- und Unrechtsstaat:
Darüber, wie sich die Rolle des Rechts und das Verhalten der Juristinnen und Juristen der Berliner Humboldt-Universität in den vier Jahrzehnten, in denen die DDR bestand, verändert hatte, spricht Inga Markovits am 2. Dezember 2020 um 16 Uhr live via Zoom mit Rosemarie Will (Professorin i.R. für Öffentliches Recht, Staatsrecht und Rechtstheorie). Moderation: Boris Burghardt (Vertretungsprofessor für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsvergleichung und Rechtsphilosophie):
Die Zeit der Online-Veranstaltungen wird uns wohl noch eine Weile begleiten. Daher möchten wir Sie auch weiterhin einladen, sich unsere Autoren und Autorinnen ins Wohnzimmer zu holen und ihre und unsere Debatten bequem von zu Hause aus zu verfolgen. Und auch wenn Vortragende und Zuschauende räumlich voneinander getrennt sind, muss das gemeinsame Gespräch am Ende einer Veranstaltung online nicht entfallen – Sie können Ihre Fragen gern im jeweiligen Live-Stream stellen.
So würden wir uns sehr freuen, wenn Sie am Donnerstag, 3. Dezember, um 19 Uhr live auf Zoom dabei sind, wenn unser Autor Raphael Geiger mit dem Journalisten Michalis Pantelouris über sein Buch »Der Anfang nach dem Ende. Wie sich Griechenland neu erschaffen hat« spricht. Darin zeichnet Geiger ein Porträt Griechenlands und seiner Bevölkerung nach der Finanzkrise und stellt heraus, wie den Griechinnen und Griechen ein kreativer Neuanfang gelungen ist: