Am 4. Juni 2020 starb unser Autor Thomas Auerbach. Als Oppositioneller in Jena geriet er in den Fokus des MfS und wurde in den Siebzigern erst inhaftiert und schließlich zwangsausgebürgert. Nach der Wende arbeitete er bei der BStU und war als Autor tätig. Im Ch. Links Verlag erschien: »Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front«, heute als E-Book lieferbar.
Christoph Links über Thomas Auerbach:
»Was nur wenige wissen: Thomas Auerbach war ein ausgesprochener Erfolgsautor. Innerhalb der 20-bändigen BStU-Forschungsreihe ›Analyse und Dokumente‹ veröffentlichte er 1999 den Band ›Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front. Terror- und Sabotagevorbereitungen des MfS gegen die Bundesrepublik Deutschland‹. Wie kein anderes Werk dieser Serie erreichte es sechs Auflagen und ist als E-Book bis heute gefragt. Auerbach beschreibt darin eine besondere Diensteinheit des Ministeriums für Staatssicherheit, deren Aufgabe es war, bei Bedarf gegen Objekte und Funktionsträger der Bundesrepublik mit Terrorhandlungen vorzugehen. Ein eigens dafür gebildetes Agentennetz spähte die vorgesehenen Ziele im ›Operationsgebiet‹ aus, wo im Ernstfall auch lokale ›patriotische Kräfte‹ zur Unterstützung der Kommandos aktiv werden sollten. Die Palette der geplanten Aktionen reichte von Sprengstoffanschlägen über Geiselnahmen und der Vergiftung von Trinkwasser bis hin zum gezielten Mord. Zum Glück blieb es bis 1989 nur bei Planungen und Übungen dafür.
Für Thomas Auerbach, der nach seiner Inhaftierung 1977 in den Westen abgeschoben worden war, stellte die Entdeckung der entsprechenden Dokumente im BStU-Archiv eine besondere Herausforderung dar. Daher wollte er sie mit einer ausführlichen Einleitung umfassend dokumentieren. Dass der von ihm geplante Band dann aber deutlich schmaler wurde als gedacht, lag am Einspruch der Sicherheitsbehörden, denn die detaillierten Anschlagspläne der Stasi hätten auch in der Gegenwart noch von Terroristen missbraucht werden können. Dem Werk hat es keinen Abbruch getan, wie der Verkaufserfolg in den folgenden 15 Jahren zeigen sollte.
Wie gedenken eines wichtigen Autors, dem unser großer Respekt gebührt.«
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtkunst hat den diesjährigen Georg-Büchner-Preis, die renommierteste literarische Auszeichnung im deutschen Sprachraum, an die Lyrikerin Elke Erb verliehen. Sie würdigt damit das schriftstellerische Lebenswerk der 82-Jährigen.
Dass Elke Erb nicht nur mit ihrer Poesie beeindruckt, sondern zugleich eine großartige Übersetzerin, Anregerin und kritische Begleiterin der Zeitgeschichte ist, durften wir bei zwei Gelegenheiten der Zusammenarbeit erleben. 2003 schrieb sie in dem Band »Fenster zur Welt – Eine Geschichte des DDR-Verlages Volk & Welt« eindrücklich über ihr »Gesellenstück« als Nachdichterin und Übersetzerin von Marina Zwetajewa: »Vierzig Seiten Prosa, ich arbeite ein halbes Jahr daran.«
In der 2010 erschienenen Dokumentation »Günter Grass im Visier – Die Stasi-Akte« berichtet sie von den heimlichen privaten Treffen von Schriftstellern aus Ost und West Mitte der 1970er Jahre, von dem »gestiegenen Zorn« über die Verhältnisse in der DDR und ihrem Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung. Zugleich kommt ihr Engagement für die Veröffentlichung nichtoffizieller ostdeutscher Literatur in der Bundesrepublik zur Sprache, was eine jahrelange Überwachung durch die Staatssicherheit zur Folge hatte, die sie unbeeindruckt, geradezu stoisch ertrug.
Wir gratulieren Elke Erb aus ganzem Herzen und freuen uns über die höchst angemessene Auszeichnung für sie.
Wir freuen uns für unseren Autor Ulrich Chaussy, der große Teile seines beruflichen Lebens in die Recherchen zum Oktoberfest-Attentat von 1980 investiert hat. Bei der zentralen Gedenkfeier zum 40. Jahrestag würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Chaussys Rolle bei der Erforschung der tatsächlichen Hergänge:
»Ich danke Ulrich Chaussy, der in den vergangenen vierzig Jahren keine Ruhe gegeben hat, der sich nie mit den Widersprüchen zwischen Zeugenaussagen, Indizien und Ermittlungsergebnissen abfinden wollte und trotz aller Widrigkeiten weiter bohrte und weiter recherchierte.« (Die ganze Rede gibt es hier zu lesen.)
Mit seinen unermüdlichen Recherchen hat sich Ulrich Chaussy ein historisches Verdienst erarbeitet. Dass dies nun vom Bundespräsidenten offiziell gewürdigt wurde, ist eine kraftvolle Bestätigung seiner Arbeit.